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Quantencomputer sind vergesslich Symmetriebruch sorgt für Informationsverlust
Quantencomputer
gelten als die Rechner der Zukunft. Doch auch sie haben eine
grundlegende Beschränkung, wie jetzt niederländische Physiker
berichten: Sie verlieren schon nach kurzer Zeit spontan ihre Kohärenz
und damit alle Information, die sie gespeichert haben.
Ein
Quantencomputer nutzt die Tatsache, dass sehr kleine Teilchen wie
Elektronen, Atome oder sogar Moleküle in zwei verschiedenen Zuständen
gleichzeitig existieren können, solange sie nicht von außen beeinflusst
werden. Dies liegt daran, dass ihr Zustand nicht direkt messbar ist und
diese so über Wahrscheinlichkeiten bestimmt sind. Diese so genannte
Kohärenz bildet die Grundlage für die Speicherung von Informationen in
einem Quantensystem
Normalerweise verschwindet die Kohärenz, sobald das System in Kontakt
mit der Außenwelt gerät. Doch wie die Berechnungen der theoretischen
Physiker Jasper van Wezel, Jeroen van den Brink und Jan Zaanen von der
Universität von Leiden jetzt gezeigt haben, kann die Kohärenz – und
damit auch die gespeicherte Information – im Laufe der Zeit auch
spontan verloren gehen – für zukünftige Quantencomputer ein ernsthaftes
Problem.
Ein Quantenbit besteht typischerweise aus einer größeren Anzahl von
Teilchen. Unvermeidlich ist es da, dass diese auch entsprechend viele
Möglichkeiten der Beeinflussung von außen und damit des
Kohärenzverlustes bieten. Die Physiker haben nun getestet, ob sich die
Kohärenz bei einem isolierten einzelnen Bit vielleicht länger und
störungsfrei erhalten lässt und sind dabei zu einem überraschenden
Ergebnis gekommen.
Sie entdeckten, dass auch unter kompletter Isolation die Kohärenz
verloren gehen kann – ohne äußere Einwirkung. Nach Ansicht der Physiker
hängt dies mit einem klassischen Prinzip der Physik zusammen, dem so
genannten spontanen Symmetriebruch. Ein Beispiel dafür ist die spontane
Kristallisation eines Salzes in Lösung: Sie beginnt damit, dass an
irgendeiner Stelle der Lösung spontan ein Kristall entsteht und damit
die chemisch-physikalische Struktur des flüssigen Zustands stört. Folge
ist eine Kettenreaktion in deren verlauf auch alle anderen Moleküle der
Lösung sich zu kristallen anordnen.
Nach Ansicht der Forscher könnte ein solcher spontaner Symmetriebruch
bei Quantenbits schon nach ungefähr einer Sekunde auftreten und damit
die Kohärenz – und alle Daten – verschwinden lassen. Und je kleiner das
Qbit, desto schneller könnte dies geschehen. Bestätigen sich diese
neuen Erkenntnisse auch in der experimentellen Forschung, könnten die
Träume vom Quantencomputer einen harschen Rückschlag erleiden.
(NPO,NWO (Netherlands Organization for Scientific Research),12.07.2005)